Schnickschnack mit Folgen
Frederik, Jörg und Jens sind sehr erfahrenen Taucher. Die Tauchgewässer rund um Teneriffa haben die drei Freunde in den letzten Jahren regelmäßig betaucht. Da gewohnt und vertraut, nutzten wir wie gewohnt die eigene Tauchausrüstung.
Jens, der viel Wert auf gut sitzende Ausrüstung legt, hat sich zu Beginn der Tauchreise einen Swivel zugelegt. Ein drehbares Gelenk, das zwischen dem Mitteldruckschlauch und Atemregel geschraubt wird. Bei Wrack und Höhlentauchern oft eingesetzt, sorgt dieses Winkelstück für eine optimierte Atemreglerkonfiguration. Die verbesserte Stromlinienform schützt den Taucher so vor dem Hängenbleiben.
Friede – Freude – Eierkuchen
Vor der Tauchbasis im Süden Teneriffas standen bereits unsere Nitrox-Mischungen bereit. Nach der obligatorischen Gasanalyse und einem ausführlichen Ausrüstungscheck, machen wir uns auf den Weg zur Mole, in der unser Boot von sanften Wellen umschlungen, auslaufbereit war. Bei strahlendem Sonnenschein und leichtem Wellengang machten wir uns also auf den Weg zu unserm geplanten Tauchspot vor Las Gayetas. Entlang der rauhen Küste schob sich das Schlauchboot durch die Wellen.
Nach circa 10 Minuten wurde der Motor gedrosselt. Direkt unter dem Boot konnte man schon die mächtigen Lavafelsen erkennen.
Der Tauchgang
Nachdem der Wurfanker sicher auf dem Riffdach seinen Halt fand, begann der Guide mit seinem Tauchgangs-Briefing. Geplant waren ca. 20 – 25 Meter Tiefe. Ein kleiner Rundtauchgang um ein freistehendes, fischreiches Lavariff. Unten angekommen, wurden wir gleich von zwei gestreiften Adlerrochen begrüßt. Majestätisch zogen diese ca. 1,50 Meter langen Tiere vorüber.
Bei einer Sichtweite von ca. 50 Metern wähnte sich jeder Taucher in Sicherheit.
Gerade wir als erfahrene Taucher nahmen wir es also mit dem Buddy-System nicht mehr so genau. Wir trennten uns und zogen in ca. 10-15m Abstand unsere Bahnen. Dem Guide folgend vorbei an einem überhängendem Riffdach auf ca. 22 Metern Tiefe.
Von 100 auf 10 in 10 Sekunden
Plötzlich gab es einen Knall. Um mich herum ein Meer aus Luftblasen. Eine Orientierung war nicht mehr möglich. Ich drehte mich um die eigene Achse, um rauszufinden, woran das lag. Dann erkannte ich, dass es mir den O-Ring aus dem Swivel gedrückt hat. Die Luft aus der ersten Stufe strömte ungehindert aus. Ich wechselt also auf den Oktupus und versuchte den Druck auf meinem Finimeter abzulesen. In Sekunden sank der Flaschendruck von ca. 100 Bar auf ca. 10 Bar.
Notfall ohne Luft
Einen Ausweg suchend, sicherte ich mir den Oktopus einer direkt neben mir tauchenden Taucherin und signalisierte ihr, mein Flaschenventil zu schließen. Als ich das Zeichen beider nach oben gerichteten Handflächen sah, war mein letzter Gedanke die Flucht nach oben. Ich nahm die Taucherin am Arm und zog sie mit mir nach oben.
Was ich nicht sehen konnte war, dass sich der Atemregler der Taucherin in meiner Fotoausrüstung verhakte und bei einer ruckartigen Drehung aus ihrem Mund gerissen wurde. Auch sie war also ohne Luft.
Mein Buddy kam glücklicherweise sofort zu Hilfe und versorgte die nichtsahnende Retterin mit der nötigen Luft.
Völliges Durcheinander
Oben angekommen beruhigte sich die Situation schnell wieder. Wir atmeten Tief durch und versuchten unsere Gedanken zu sortieren.
Bis zu diesem Punkt waren alle der Meinung, das nicht ich, sondern meine Retterin das Problem mit der Luftversorgung hatte. Im Gegensatz zum tatsächlichen Hergang, wurde ich von den unbeteiligten Tauchern schnell als der vermeintliche Retter ausgemacht.
Wink mit dem Zaunpfahl
Zurück an Bord des Schlauchboots atmeten wir sicherheitshalber noch ca. 5 Minuten aus der 32% Nitrox-Flasche meines Tauchpartners.
Den Swivel habe ich in der Werkstatt der Basis sofort abgeschraubt und entsorgt. Wie der Tauchgang wohl geendet wäre, wenn der Dichtring des Swivel in ca. 30-40 Metern oder bei einem dekompressionspflichtigen Tauchgang geplatzt wäre? Ich möchte mir das gar nicht ausmalen …
Ein Wink mit dem Zaunpfahl. Bei alle weiteren Tauchgänge haben wir streng an das Buddysystem gehalten.